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Wieso sich ein Blick unter die Erdoberfläche lohnt
- Exkursion zu den Dolinen im Kelheimer Jurakarst -
05/08/2024
Im Rahmen der Abschlussarbeit von Simone Aigner (B. Eng.) aus unserem Masterstudiengang „Geomatik“, die sich mit der Detektion von Dolinen (Abb. 1) anhand frei verfügbarer Fernerkundungsdaten beschäftigt, fand eine Exkursion zum Kelheimer Jurakarst statt. Karst ist eine Landschaftsform, die durch die Auflösung von Kalkstein durch Wasser geformt wird und oft Höhlen sowie unterirdische Wasserfließwege aufweist. In solchen Karstgebieten entstehen die sogenannten Dolinen, auch als Sinklöcher bekannt (Abb. 5). Diese Vertiefungen im Boden entstehen durch den Einsturz wassergeformter unterirdischer Hohlräume und ermöglichen es dem Oberflächenwasser, ins Grundwasser zu gelangen.
In der Masterarbeit werden Fernerkundungsdaten sowohl im untersuchten Gebiet als auch in einem weiteren Testgebiet in Kasachstan verwendet, um Dolinen anhand ihrer Geländeform bzw. ihres charakteristischen Schattenwurfs zu detektieren. Um ein besseres Verständnis der Thematik zu erlangen, wurde die Exkursion in Zusammenarbeit mit dem Wasserzweckverband vor Ort (Jachenhausen/Riedenburg) organisiert. Geschäftsführer Claus Ulmer und der ortskundige Geologe Dr. Klaus Dieter Raum leiteten die Veranstaltung.
An der Exkursion nahmen eine kleine Gruppe des ForschungsForums (Abb. 4) sowie Mitarbeitende des Amtes für Ländliche Entwicklung Niederbayern teil, die ebenfalls in dieser Region tätig sind. Für ihre Projekte ist es besonders wichtig, den geologischen Hintergrund und vor allem die Bedeutung der Wasserschutzgebiete in der Gegend zu verstehen, um diese bei der Planung berücksichtigen zu können.
Der erste Teil der Exkursion fand im Wasserwerk Parleithen statt, da der Eintrag von Oberflächenwasser über Dolinen ins Grundwasser direkt die Trinkwasserversorgung betrifft. Dr. Raum gab einen umfassenden Überblick über die Thematik und stellte anhand von Bildern und Filmen die verschiedenen Formen von Dolinen sowie die Gefahren, die von ihnen ausgehen, dar. Ein wichtiges Instrument zum Verständnis der unterirdischen Wasserwege und zur Ausweisung von Schutzgebieten sind die sogenannten Einfärbeversuche. Dabei wird Lebensmittelfarbe in die Dolinen eingebracht, um zu beobachten, welche Wege das Wasser nimmt. So kann das unterirdische Abflussverhalten nachvollzogen und entsprechende Schutzmaßnahmen ergriffen werden.
Anschließend führte Dr. Raum die Gruppe zu einigen ausgewählten Dolinen vor Ort. Besonders eindrucksvoll waren die Entdeckung und Begutachtung einer frisch eingestürzten Doline (Abb. 2 und 3). Solche aktuellen Ereignisse verdeutlichen die Dynamik und die jederzeit möglichen Gefahren, die von Dolinen ausgehen können. Ein weiteres, aber eher negatives Beispiel der Exkursion war der Besuch einer Doline, die als Müllentsorgungsplatz genutzt wurde (Abb. 6). Dies zeigt ein großes Umweltproblem auf, da Müll in Dolinen durch den ungefilterten Abfluss das Grundwasser gefährden kann.
Ein herzlicher Dank geht an Claus Ulmer vom Wasserzweckverband Jachenhausen und Dr. Klaus Dieter Raum für ihr umfangreiches Fachwissen und ihr leidenschaftliches Engagement, mit dem sie der Gruppe die Dolinenthematik nähergebracht haben.