Abschlussarbeit
Lokale Netzspannungen – Ursachen und Lösungsmöglichkeiten

Details
- Extern/e Autor:in
- Theresa Krausenecker
- Intern/e Betreuer:in
- Prof. Dr.-Ing. Andreas Schmitt
- Abschluss
- Bachelor
- Studiengang
- Angewandte Geodäsie und Geoinformatik
- Jahr
- 2023
- Fakultät
- Fakultät für Geoinformation
- Status
- abgeschlossen
- Themengruppe
- Geodätische_Messtechnik
Das bayerische Vermessungs- und Katasterwerk basiert auf der in Bayern von 1801 bis 1864 durchgeführten Landesvermessung. Die Messinstrumente und Aufnahmeverfahren wurden mit der Zeit immer genauer. Deswegen ist es notwendig das Liegenschaftskataster an die heute erreichbaren und geforderten Genauigkeiten anzupassen. Treten Abweichungen zwischen den Koordinatenwerten in der Örtlichkeit und den im Geoinformationssystem vorhandenen auf, müssen diese sogenannten Netzspannungen ausgebessert werden. Beim Wechsel des Bezugssystems von Gauß-Krüger nach ETRS89/UTM konnten die meisten Netzspannungen eliminiert werden. Mit dem Aufkommen von satellitengestützten Messverfahren wurden die trigonometrischen Punkte neu gemessen. Somit entspricht das übergeordnete Landesnetz den heutigen Genauigkeitsanforderungen. Jedoch treten im Gebrauchsnetz, dem Katasternetz, lokale Netzspannungen auf. Diese gilt es zu verbessern. Das Beseitigen von Netzspannungen ist ein sehr komplexer und aufwändiger Vorgang. Da Vermessung in Deutschland Ländersache ist, gibt es verschiedene Vorgehensweisen zur Verbesserung des Netzes. In diesem Kontext stellt sich die Frage, wie in den unterschiedlichen Bundesländern vorgegangen wird und welche Vor- und Nachteile die Methoden mit sich bringen.
Die Ursachen für lokale Netzspannungen liegen in der Historie der Vermessungsgeschichte begründet. Zum einen gibt es terrestrische Ursachen. Zu diesen gehören Fehler, die aufgrund der damaligen Messinstrumente und Aufnahmeverfahren entstehen. Zudem kommen Rechen- und Aufnahmefehler. Außerdem kann es zu fehlerhaften Koordinierungen im Zuge der Herstellung der digitalen Flurkarte gekommen sein. Zum anderen gibt es photogrammetrische Ursachen. In den Jahren von Mitte 1950 bis Ende 1970 fanden Katastervermessungen mithilfe der Luftbildvermessung vor allem in Flurbereinigungsgebieten statt. Die Punktaufnahme dieser Methode ist schneller, jedoch auch fehleranfälliger.
Die grundlegende Vorgehensweise zur Qualitätssteigerung des Liegenschaftskatasters ist ähnlich. In der Örtlichkeit werden bestimmte Messpunkte neu aufgenommen. Diese werden auf ihre Lageidentität, auf geometrische Bedingungen und das Einhalten der Nachbarschaftsgenauigkeit kontrolliert. Bei allen Vorgehensweisen hat das Prinzip der Nachbarschaft zwischen den einzelnen Messpunkten die oberste Priorität. Das bedeutet, dass historische Zusammenhänge weiterhin gelten müssen. Daraufhin werden mithilfe der historischen Messungsunterlagen die Koordinatenwerte neu bestimmt. In der Ausführung der einzelnen Schritte gibt es Unterschiede, welche in Abbildung 1 zu sehen sind
Im Ortsteil Unholzing der Gemeinde Postau im nördlichen Landkreis Landshut liegen inhomogene Koordinaten vor. Diese wurden am ADBV Landshut im Rahmen des Praxissemesters verbessert. In den Abweichungen kann keine Systematik erkannt werden (Abbildung 2). Die durchschnittliche Abweichung beträgt 9 cm. Es tritt eine maximale Abweichung von 42 cm auf. Einzelne Punkte passen auch auf den Zentimeter genau, was bedeutet, dass deren Koordinatenwerte in der Örtlichkeit und in der Karte übereinstimmen. Unholzing ist Teil des sogenannten Luftbildgebietes. Die Ursache für die vorhandenen Netzspannungen liegt also in der photogrammetrischen Punktaufnahme im Jahr 1977. Die auftretenden Netzspannungen wurden anhand der oben geschilderten Vorgehensweise verbessert.
Die Vorgehensweise zur Lösung von lokalen Netzspannungen ist ein komplexer Vorgang. Es gibt keine allgemeingültige Methode. Die historischen Unterlagen und geometrischen Zusammenhänge der Punkte sind stets zu berücksichtigen. Daher sind die örtlichen Gegebenheiten in den zu bearbeitenden Gebieten immer mit einzubeziehen. Der komplexen Durchführung einer Netzverbesserung stehen die Qualitätssteigerung und die Zeiteinsparung bei weiteren Vermessungen in der Zukunft gegenüber. Außerdem wird die Verbesserung von lokalen Netzspannungen immer schwieriger und zeitraubender, je mehr Messungen darauf aufbauen. Diese Gründe sprechen eindeutig für die Vollziehung einer Netzverbesserung. Die verschiedenen Lösungsmöglichkeiten von Netzspannungen in den Bundesländern können zur Optimierung der jeweiligen Vorgehensweisen genutzt werden.
