Abschlussarbeit

Bebauungsentwicklung an der deutsch-französischen Grenze auf Grundlage des World Settlement Footprint Evolution

Kartographische Darstellung
Abbildung 1: Bebauungsentwicklung im deutsch-französischen Grenzgebiet von 1985 bis 2015. Die Ellipsen visualisieren die räumliche Ausdehnung der bebauten Flächen. Veränderungen zeigen sich entweder durch neu entstandene Ellipsen oder durch das Zusammenwachsen mehrerer Ellipsen oder durch eine räumliche Verlagerung der Ellipsen. (Abbildung: Anna Kellhammer)

Wie hat sich die Siedlungsstruktur entlang der deutsch-französischen Grenze seit dem Schengener Abkommen entwickelt? Kann man sogar aus dem All das Zusammenwachsen von Deutschland und Frankreich beobachten?

Details

Extern/e Autor:in
Anna Kellhammer
Intern/e Betreuer:in
Prof. Dr.-Ing. Andreas Schmitt
Abschluss
Master
Studiengang
Geomatik
Jahr
2023
Fakultät
Fakultät für Geoinformation
Status
abgeschlossen
Themengruppe
Photogrammetrie_Fernerkundung

Im Jahr 2023 feiern Deutschland und Frankreich 60 Jahre Élysée-Vertrag. Dieser Vertrag ist der Beginn einer bereits 60 Jahre anhaltenden Freundschaft, welche 1963 von dem deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer und dem französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle begründet wurde und die noch heute durch regelmäßige Treffen und koordiniertes Vorgehen in vielen Bereichen der Außen- und Innenpolitik gepflegt wird. Aus diesem Anlass stellt sich die Frage, ob Deutschland und Frankreich in den vergangenen Jahrzehnten auch – aus dem All – sichtbar zusammengewachsen sind. Zur Beantwortung dieser Frage wird die Bebauungsentwicklung entlang der deutsch-französischen Grenze anhand des World Settlement Footprint Evolution (WSF Evolution) analysiert. Dieser gibt für die Jahre 1985 bis 2015 aus, wo neue Bebauung hinzugekommen ist. Ein multi-skaliges hierarchisches Clustering-Verfahren ermittelt dann für jedes Jahr vollautomatisch aus den Bildern die Stadtzentren und die jeweilige Ausdehnung in Ellipsenform (siehe auch Masterarbeit Philipp Uth bzw. Eine typisch deutsche Stadt…? ) . Wissenschaftlich bezeichnet man diese Art der Modellierung als Gaussian Mixture Model. Der Vergleich der Jahre von 1985 bis 2015 zeigt, dass sich die bebauten Flächen ausdehnen und die Ellipsen somit größer werden und dass auch neue Ellipsen entstehen bzw. Ellipsen zusammenwachsen, siehe Abbildung 1. Die Untersuchung der Grenzellipsen in Abbildung 2 zeigt, dass die Überdeckung der Grenze durch die Grenzellipsen von 40% im Jahr 1985 auf knapp 61% im Jahr 2015 ansteigt. Ebenso nimmt die Anzahl der Ortschaften innerhalb der Grenzellipsen von 225 im Jahr 1985 und auf 1161 im Jahr 2015 beiderseits der Grenze deutlich zu. Außerdem kann festgestellt werden, dass im Grenzgebiet ein stärkeres Flächenwachstum vorliegt als im restlichen Untersuchungsgebiet mit weiterem Abstand zur Grenze. Während im Jahr 1985 nur 9% der gesamten Ellipsenflächen die Grenze schneiden, macht die Grenzellipsenfläche im Jahr 2015 schon 26% der Gesamtfläche aus. Weitere Analysen ergeben, dass entlang der deutsch-französischen Grenze transnationale Wirtschaftszentren wie beispielsweise der Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau und die Großregion Saarland-Lothringen entstehen und umliegende Siedlungsellipsen anziehen. Der grenzüberschreitende Einfluss dieser Metropolregionen ist in Abbildung 3 besonders deutlich sichtbar.

Die Ergebnisse zeigen eindrücklich, dass Deutschland und Frankreich innerhalb des untersuchten Zeitraums sogar aus dem All erkennbar zusammengewachsen sind.

Abbildungen

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