Abschlussarbeit

Berücksichtigung der GNSS-gestützten Feldarbeit bei der Flurneuordnung in Bayern

Foto Bildschirm
Einfluss von Abschattungen auf die Genauigkeit der Fahrspur (Foto: Jakob Oberbauer)

Details

Extern/e Autor:in
Jakob Oberbauer
Extern/e Betreuer:in
Beate Eder, Mirjam Pöllath
Intern/e Betreuer:in
Prof. Dr. Jens Czaja
Abschluss
Master
Studiengang
Geomatik
Jahr
2023
Fakultät
Fakultät für Geoinformation
Status
abgeschlossen
Themengruppe
Geodätische_Messtechnik
Weiteres

#extern

Die Landwirtschaft hat vor allem im ländlichen Raum Bayerns einen enormen Stellenwert und trägt maßgeblich zu unserem Landschaftsbild und unserer Kultur bei. Der bayerische Bauernverband zählt im Jahr 2020 105.297 landwirtschaftliche Betriebe, die rund 3,1 Millionen Hektar Land bewirtschaften, womit man sich in einer Größenordnung von 30 ha pro Betrieb bewegt. In diesen Betrieben finden sich vermehrt innovative Bewirtschaftungsmethoden für eine effizientere Feldarbeit wieder. So sind auch vermehrt GNSS-Technologien auf den Landmaschinen in Bayern im Einsatz. Belegt wird dies durch eine Studie der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Unter 727 Befragten, deren Betrieb Außenwirtschaft und somit auch Feldarbeit beinhaltet, gaben 30% an, bereits automatische Lenksysteme einzusetzen. Weitere 10% rechnen mit einer Anschaffung in den nächsten 5 Jahren. Etwas weniger verbreitet ist die GNSS-gesteuerte Teilbreitenschaltung an Landmaschinen. 21% der Landwirt:innen setzen die Technologie an ihren Hofstellen ein. Beachtlich auch hier: weitere 11% tendieren zu einem Kauf in den nächsten 5 Jahren. Weitaus unüblicher sind Systeme aus dem Bereich des Smart Farmings, also der Berücksichtigung der Bodenstrukturen bei sämtlicher Feldarbeit. Die teilflächenspezifische Bewirtschaftung wird lediglich von 4% der Betriebe praktiziert. Trotz wachsender Zahlen ist die Digitalisierung der Landwirtschaft in anderen Bundesländern bereits wesentlich weiter vorangeschritten. Grund hierfür sind auch die sehr kleinteiligen, Betriebsstrukturen in Bayern. Um auch diesen kleineren landwirtschaftlichen Betrieben einen sinnvollen Einsatz digitaler Technologien in der Außenwirtschaft zu ermöglichen, sind unter Umständen Umformungen der Flur notwendig. Ein probates Mittel stellt die Flurneuordnung dar, deren Umsetzung die Ämter der Ländlichen Entwicklung in Bayern übernehmen. Bisher werden die Nutzungsvoraussetzungen der oben genannten Systeme nicht in den Prozessen der Flurneuordnung berücksichtig. Dies soll sich durch die Ausarbeitung eines Leitfadens ändern, der gezielt die Probleme aktueller landwirtschaftlicher Schläge anspricht, die sich durch die Nutzung von automatischen Lenksystemen und anderen GNSS-Produkten ergeben.

Um Erkenntnisse in diesem Bereich zu erlangen, setzte man im Rahmen dieser Arbeit auf den Austausch zwischen Landwirt:innen und die Beobachtung einzelner Arbeitsschritte. Hierfür wurden mehrere bayerische Betriebe angefragt und später besucht, um eine möglichst große Bandbreite an Systemen, Voraussetzungen und Arbeitsvorgängen repräsentieren zu können. Mit Voraussetzungen sind unterschiedliche Boden- und Geländebeschaffenheiten gemeint, die sich aus den Standorten der einzelnen Betriebe ergeben. Des Weiteren kam es auch zu einer kurzen Beschreibung des vorliegenden Katasters. Durch die erfassten Beobachtungen aus der Testphase konnten im Rahmen einer Auswertung diverse Probleme festgestellt werden, die sich aus der Flurgestaltung und der Nutzung von GNSS-Systemen in der Landwirtschaft ergaben. Die Probleme traten bei unterschiedlichen Gesichtspunkten auf. So spielt unter anderem die Flächenform eine große Rolle bei der Leistung von automatischen Lenksystemen in der Landwirtschaft (s. Abb.1). Auch die Flächengröße hat Auswirkungen auf die Nutzung solcher Systeme. Abschattungsflächen stellen ein Problem für den Signalverkehr des GNSS-Systems dar und wirken sich somit auf die Qualität der Bewirtschaftung aus (s. Abb. 2). Eine weitere Grenze für die Technologie ergibt sich aus den Geländeeigenschaften, besonders Hangneigungen stellen ein Problem für den Einsatz dar. Des Weiteren führen kleinere Hindernisse in der Flur zu komplizierteren Bewirtschaftungsszenarien (s. Abb. 3). Durch ungenaue Feldstücksgrenzen kann das Potenzial der Systeme ebenfalls nicht vollständig ausgeschöpft werden. Diese sechs Anhaltspunkte mit Verbesserungspotenzial wurden anschließend im Leitfaden aufgegriffen und detailliert beschrieben. Zudem erfolgten Lösungsvorschläge, die je nach Gegebenheiten in jedem Flurneuordnungsverfahren angewendet werden können. So sollte unter anderem auf die Formung rechteckiger Flächen geachtet werden. Eine optimale Flächengröße führt zu geringerem zeitlichem Aufwand. Abschattungsflächen können durch die Anpassung des örtlichen Wegenetzes minimiert werden. In besonders steilen Hanglagen sollte zukünftig darauf geachtet werden, nach Möglichkeit Acker in Dauergrünland umzuwandeln, um eine Hangdrift der Geräte kompensieren zu können. Hindernisse müssen für eine homogenere Bewirtschaftung möglichst an Feldränder gelegt werden, oder im Fall von Feldgehölz oder Feldhecken zumindest in die Bewirtschaftungsrichtung. Eine lückenlose Kartierung der Flurgrenzen ist für eine maximal effiziente Nutzung der Systeme ebenfalls hilfreich. Um vermitteln zu können, wie eine Flurneuordnung bei Berücksichtigung dieser Punkte aussehen könnte, wurde beispielhaft eine Neuverteilung eines reellen Verfahrens durchgeführt (s. Abb. 4).

Der Leitfaden (s. Abb.). dient in seiner ersten Form als Hilfestellung für Projektleitende der Ländlichen Entwicklung. Er greift dabei verschiedene Aspekte der Neuverteilung auf und hebt wichtige Punkte zur Neugestaltung der landwirtschaftlichen Flur hervor. Immer mit dem Hintergedanken den Einsatz von GNSS-Empfängern und den damit verbundenen Systemen möglichst effizient einsetzen zu können. Einige dieser Punkte werden ohnehin bereits durch Flurneuordnungen berücksichtigt, andere Erkenntnisse sind wiederum neu und werden bei der Neuverteilung zukünftig beachtet.

In Kooperation mit: Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern

Abbildungen

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